Mein Weg zur Finanzcoachin

„Also du machst jetzt eine Weiterbildung zu was? Zur Finanzberaterin?“ – „Neee, mit Finanzberatung habe ich wenig am Hut. Ich mache eine Ausbildung zur Finanzcoachin.“ – „Acha. Und wo liegt das der Unterschied…?!“

Ähnliche Dialoge, wie diesen, habe ich die letzten Monate häufiger geführt. Und diesen Dialog führe ich sogar sehr gerne. Nach der ersten Skepsis erscheint nämlich zumeist ein gewisses Aufleuchten in den Augen meines Gegenübers. Das ist mir auch deshalb besonders wichtig, weil ich selbst bis vor nicht allzu langer Zeit die Rolle eines Coaches mit viel Misstrauen betrachtet habe. Ist nicht so, dass ich persönlich in eine*n Coach*in investiert hätte und daraus meine Erfahrungswerte hätte genieren können, die auch meine latente Abneigung hätte erklären können. Nein, es ist diese Art Misstrauen, die du empfindest, wenn du keine Ahnung hast. Ehrlicherweise gekoppelt mit einer Art Neid, weil alle „Coaches“, denen ich hauptsächlich auf LinkedIn begegne, so verdammt erfolgreich und zufrieden aussehen. Das gibt es doch nicht. Die leben deinen mit Leichtigkeit erfüllten Lebensstil-Traum, der dir verwehrt bleibt. Pah! Da muss was faul dran sein.

Was hat sich nun geändert? Und wie kam ich überhaupt auf den Gedanken neben meinem Angestelltenjob als UX Designerin, Finanzcoachin zu werden? Bisschen abstrus hört sich das schon an. Gebe ich zu. Hätte ich mir vor einigen Jahren auch niemals zugetraut. Wirklich. NIEMALS.

Es fing sehr holprig an

Bis zu meinem 34. Lebensjahr habe ich es geschafft, mich nicht tiefergehender mit meinen Finanzen beschäftigen zu müssen. Ist schon eine Leistung oder!? Klar habe ich Gehalt bekommen, Geld ausgegeben. Zu viel Geld ausgegeben. Schulden gemacht. Jedoch gab es immer Menschen, die die vermeintliche „Drecksarbeit“ – den lästigen Kram mit Versicherungen und so –  für mich übernommen haben. Zuerst war es meine Mutter und nach kurzer Pause, wo ich mich selbst in eine desaströse finanzielle Lage brachte, mein Freund, der später auch mein Ehemann wurde (ich habe ihn wohlgemerkt nicht nur wegen seines Heldentums geheiratet!). Er beschloss gemeinsam mit mir, dass ich einfach nicht mit Zahlen umgehen kann und kurzerhand kümmerte er sich um alles rund ums Geld und Versicherungen und ich konnte mich weiterhin zurücklehnen und mich auf meinen Bildungslücken ausruhen.

Das hätte wahrschlich noch eine ganze Weile so weitergehen können, wäre da nicht die Unvorhersehbarkeit des Lebens. Es folgte die Trennung. Autsch. Und nachdem sich die große schmerzhafte Trauerwolke langsam lichtete, kam dahinter vorgeprescht die Realitätsklatsche. F***. Jetzt musst du dich doch um alles kümmern… Allein. Mit zwei kleinen Kindern. Der ganze Papierkram auf meinen Schultern. Welch eine Last. Aber hey! Hat doch keine Eile! Jetzt gibt es noch viel Wichtigeres zu erledigen. Wäsche aufhängen zum Beispiel. Und quasi… alles andere halt!

Entwicklung passiert manchmal ganz unverhofft

Mein Freund fragte mich ein- oder zweimal, wie es um meine Finanzen stünde. Ich entgegnete lediglich sehr erwachsen: „Ich will nicht über Geld reden! Das stresst mich!“ (Ich muss rückblickend darüber schmunzeln, wie einfallslos verdrängend ich war!)

Er ließ mich der Harmonie wegen in Ruhe, jedoch ließ er auch nicht ganz locker. Irgendwann schickte er mir kommentarlos den Artikel über Natascha Wegelin und ihr Projekt Madame Moneypenny. Da war eine Frau, die über Finanzen spricht und auch konkret nur Frauen ansprechen möchte. Wow. Das war für mich völlig neu und hat mein Interesse geweckt. Irgendwas wurde in mir angestupst und ergriff meine Aufmerksamkeit. Ich wollte mehr wissen! Der Podcast von ihr, war der allererste überhaupt, den ich mir je anhörte. Ich habe ihn komplett inhaliert. Dazu kamen auch massenweise Bücher und Artikel, die ich in jeder freien Minute in mich aufnahm, wie Sauerstoff zum Atmen. Ich kann alle Erkenntnisse, die ich damals erhielt, nicht in der Kürze wiedergeben, jedoch war mir nach meiner eigenen Transformation schnell klar, dass ich an dieser emanzipatorischen „Bewegung“ mitwirken möchte. Mehr Frauen sollten diese lebensveränderten Impulse erhalten! Mehr Finanzbildung für Frauen und somit auch für deren Kinder. Der Altersarmut dem Kampf ansagen! Female Empowerment wurde mein Leitsatz und mein Enthusiasmus musste sich produktiv ausleben. Also organisierte ich die Madame Moneypenny-Treffen in Berlin und kam mit vielen Frauen ins Gespräch. Während der Meet-ups erhielt ich oft das Feedback, dass meine Begeisterung ansteckend sei, ich motiviere und recht gut moderiere sowie erklärte. Zudem hatten so gut wie alle Frauen einen großen gemeinsamen problematischen Nenner: ihnen fehlte die Community. Oder zumindest die eine Freundin, mit der sie sich über Geld austauschen könnten. Egal ob zu Finanz- oder anderen Themen, Online-Kurse sind zumeist unverbindlich und so ein Buch, dass dir erklärt, wie Vermögensaufbau geht, ist schön und gut, jedoch fehlt es vielen letztendlich doch an einer Motivationsschnur, die man zieht, damit die Umsetzung in Wallung gerät.

Lösungen kreieren, wo Probleme vorherrschen

So kam ich auf die Idee der MoneySisters! Frauen*, die sich eigenständig finden und austauschen können. Zwischenmenschliche Verbindungen schaffen. Frauen, die sich auf ihre Ziele committen und effizient zusammen Großes vollbringen.

Es wurde spannend, als einige Frauen mich dazu brachten, sie zu „coachen“ bzw. ich ein kleines Mentoring-Experiment mit ihnen durchführte. Wir trafen uns alle zwei Wochen und arbeiteten uns zu unserem Investmentziel voran. Für jeden Abschnitt erstellte ich ein Workbook und wir tauschten uns zu unseren Erkenntnissen aus. Zudem trafen sich die Frauen in kleinen Peergruppen.

Worüber ich immer wieder stolperte, war die Tatsache, dass es den Frauen häufig nicht an Wissen mangelte. Auch nicht an der Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit den eigenen Finanzen dringlich ist. Verdammt dringlich. Nichtdestotrotz kamen sie nicht aus dem Knick. Ich habe angefangen niedrigschwellige Angebote zu kreieren, wie Sparkalender, Infografiken, Plakate. Ich wollte auf Insta meine Message groß herausbringen. Wobei ich mit der Zeit merkte, dass die Rolle der „Finfluencerin“ nicht zu mir und meinem Lebensmodell passte. Regelmäßig Frauen zu erklären, was ETFs sind und wie sie ins Investieren kommen sowie die besten Tipps rund um Finanzen fleißig posten, feuerte mich nicht an und mein Enthusiasmus schwand.

Wenn dich eine Idee nicht loslässt, beschäftige dich mir ihr!

„ICH WILL ABER!“ Stampfte meine überzeugte innere Feministin! Ich will was bewegen. Und dann kam der nächste Meilenstein: eine Podcastfolge von „How I Met My Money“ und deren Gästin Monika Müller. Finanzpsychologin. Großartig! Sowas gibt es?! Direkt gegooglet und herausgefunden, dass sie eine Ausbilung zur Financoachin anbietet. Mein Herz schlug höher und ich wusste: Das ist es! Dann sah ich auf den Ausbilungspreis… Düdümm. Das kann ich mir nie und nimmer leisten. 8.750 Euro waren es damals. Plus das Reisen nach Wiesbaden und die damit verbundenen Kosten. Das war’s. Mein Notgroschen stand gerade so. Ich habe erst angefangen mir mein erstes Vermögen aufzubauen. Das kann ich doch nicht auf den Kopf hauen. Und einen Kredit dafür aufnehmen… Ist doch Unsinn!

Fast zwei Jahre ging ich damit schwanger. Und traute mich nicht.

Im Frühling 2022 lag meine liebste Freundin im Sterben. Diese wundervolle Frau, die immer an mich glaubte. Bevor ich sie das letzte Mal auf der Palliativstation besuchte, bekam ich eine E-Mail von Monika Müller. Ein letzter Aufruf für die Ausbildung dieses Jahr. Das letzte Mal zu diesem Preis. Es zuckte wieder in mir. Ich fuhr zu meiner Freundin und erzählte ihr: „Du, ich überlege, diese Ausbildung zur Finanzcoachin zu machen.“ Sie schaute mich Freudenstrahlend an: „Mach das unbedingt bitte Daria! Das wird bestimmt ganz toll!“

Am selben Tag noch schrieb ich Monika, dass ich will. Meiner Freundin konnte ich davon nicht mehr berichten.

Ich will mit der Geschichte nicht auf die Tränendrüse drücken. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder vor Augen führen sollte, dass wir nun mal nur dieses eine Leben haben. Meine Freundin konnte ihren Traum nicht ausleben. Mit ihrem Segen im Herzen, lebe ich nun meinen.

0 Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

moneysisters.de - Made with Love, in Berlin!

Schreib mir!

Bei Fragen, Anregungen und sonstigen Angelegenheiten, kannst du mich gerne anschreiben!

Sending

Log in with your credentials

or    

Forgot your details?

Create Account